Persönlicher Kommentar
Päpstliche Provokation
Viele haben zugestimmt, andere haben sich empört gezeigt, als Papst Franziskus vor wenigen Wochen eine provozierende Bewertung unseres Weltwirtschaftssystems geliefert hat: „Eine Wirtschaft, die ausgrenzt. Eine Wirtschaft, die tötet.“ Schon seit vielen Jahren wiederholt Jean Ziegler mit zunehmender Wut eine ähnliche These: „Ein Kind, das heute verhungert, wird eigentlich ermordet!“ Diese beiden so unterschiedlichen Persönlichkeiten sind sich also einig in ihrem Urteil über unsere ökonomischen Fundamente: Die Weltwirtschaft ist – so wie sie ist - für die einen lebensgefährlich, für die anderen höchst komfortabel. Dass sich der welterfahrene UN-Experte Jean Ziegler so kritisch äußert, ist nicht weiter verwunderlich. Aber der Papst? Was geht den die Wirtschaft an? Es ginge ihn tatsächlich nichts an, wenn er eine Religion verträte, deren Gott vergeistigt in höheren Sphären schwebt. Das Christentum setzt aber auf einen Gott, der Fleisch und Blut angenommen hat und sich ganz und gar mit dem Menschen und seiner Realität identifiziert. Das Weihnachtsfest ist die Erinnerung an den Einbruch Gottes in die Menschenwelt. Deshalb darf ein Christ nicht nur in süßer Weihnachtsstimmung schwelgen sondern muss sich auch um die konkrete Politik kümmern. So wie Papst Franziskus.