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Persönlicher Kommentar

Die Weichen für die Postwachstumsgesellschaft jetzt stellen! Beyond growth: Konferenz im Europäischen Parlament

Kann es in einer Welt mit begrenzten Ressourcen unbegrenztes Wachstum geben? Die Antwort darauf müsste eigentlich für alle, die mit den naturwissenschaftlichen Gesetzen vertraut sind, klar sein. Doch trotz dieser Erkenntnis wird das Ideal des unbegrenzten Wachstums nicht in Frage gestellt. Allerdings werden die negativen Folgen unseres Wirtschaftsmodells nicht in den Wachstumszahlen berücksichtigt. Diese müssen die Umwelt, nachfolgende Generationen oder auch Länder des globalen Südens ertragen: etwa die Folgen der menschengemachten Klimaerwärmung oder die schonungslose Ausbeutung von Ressourcen. Der Rückgang der Biodiversität, Flächenfraß oder Ressourcenknappheit sind eine direkte Folge unseres Wirtschaftsmodells, das immer nur auf dauerhaftes Wachstum ausgerichtet ist.

Wirtschaft ohne Wachstumszwang

Deshalb fordern wir als ÖDP in unserem Programm eine Wirtschaftsform ohne Zwang zu ständigem Wachstum. Wir verstehen unter „Degrowth“ oder Postwachstum eine Wirtschaftsweise und Gesellschaftsform, die das Wohlergehen aller zum Ziel hat und unser aller ökologischen Lebensgrundlagen nicht länger zerstört. Das unterscheidet uns auch von den Grünen, die ein „grünes Wachstum“ anstreben, ohne genau zu erläutern, wie das funktionieren soll.

Der Gedanke des „Degrowth“ erstreckt sich auch auf andere Bereiche, die für ein „gutes Leben“ von Belang sind. Dazu gehören eine gerechte Verteilung des Wohlstands, eine demokratisch organisierte Wirtschaft, sowie die Frage, welche Art des Lebens und des Produzierens zu einer höheren Lebenszufriedenheit führt. Das Soziale ist also untrennbar verbunden mit der ökologischen Nachhaltigkeit.

Postwachstumskonferenz Beyond Growth: 15. bis 17. Mai im Europäischen Parlament

Durch die klare Positionierung der ÖDP in diesen Fragen sind wir ein natürlicher Verbündeter der Degrowth-Bewegung. Um diese Verbundenheit noch mehr zu stärken und auch nach außen zu tragen, bin ich Mitorganisatorin einer Postwachstumskonferenz, die vom 15. bis zum 17. Mai im Europäischen Parlament in Brüssel stattfindet. Die Veranstaltung ist eine politikübergreifende Initiative von 20 Mitgliedern des Europäischen Parlaments aus fünf verschiedenen Fraktionen, die wir gemeinsam mit mehr als 60 Partnerorganisationen ausrichten. Ich bin die einzige deutsche Teilnehmerin aus meiner Fraktion Grüne/EFA.

Am 16. Mai werde ich ein Panel zur Kreislaufwirtschaft moderieren, an dem namhafte Expert*innen wie der Erfinder des Cradle to Cradle Konzepts, Prof. Michael Braungart, und Kate Raworth von der Universität Oxford, Begründerin der Donut- Ökonomie, teilnehmen werden. Außerdem werden auch Kerstin Jorna, Generaldirektorin für Binnenmarkt, Industrie und Unternehmertum der Europäischen Kommission, sowie Mathias Miedreich, Geschäftsführer des Materialtechnologieunternehmens „Umicor“ mitdiskutieren.

Mit dieser dreitägigen Konferenz wollen wir die herkömmliche Politikgestaltung in der EU in Frage stellen und die gesellschaftlichen Ziele in allen Bereichen neu definieren, indem wir uns von der schädlichen Konzentration auf das Wirtschaftswachstum als alleiniger Grundlage unseres Entwicklungsmodells lösen.

Ich persönlich freue mich schon sehr auf die Konferenz, die es mit diesem Thema und in dieser Form noch nie im Europäischen Parlament gegeben hat. Sicherlich werden nicht alle auf der Konferenz von der Notwendigkeit einer wachstumsunabhängigen Wirtschaft überzeugt sein, aber sie werden sich damit auseinandersetzen müssen. Vor allem, dass die Präsident*innen des Europäischen Parlaments, des Rates und der Kommission teilnehmen werden, ist für mich ein gutes Zeichen.

Zur Anmeldung in Person und online und zu mehr Informationen zur Konferenz geht es hier: https://www.beyond-growth-2023.eu/registration/

Manuela Ripa, MdEP

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