230 000 pro Tag

Wenige Kilometer von meinem Wohnort entfernt ist in den letzten Tagen einer der größten deutschen Hühnerschlachtbetriebe abgebrannt. In den Berichten über dieses Brandereignis wurde der staunenden Öffentlichkeit auch die jetzt verlorene Kapazität des Betriebes mitgeteilt: Täglich wurden dort  planmäßig 230 000 Hühner getötet. Am Brandtag kam übrigens kein Tier zu Schaden: Der Betrieb wurde gerade technisch überholt…

Viele Zeitungsleser konnten die Zahl „230 000 pro Tag“ nicht glauben: Ein Druckfehler? Nein, es ist ein Systemfehler! Diese horrende Zahl zeigt einmal mehr, dass in der industriellen Fleischproduktion (von „Landwirtschaft“ mag man hier nicht mehr reden…) jedes Maß verloren wurde. Da die heutigen Hühnchen nur 36 Tage leben sollen, haben die mit dem ausgefallenen Schlachtbetrieb vernetzten Brütereien und Mastbetriebe jetzt auch ein Problem. Wohin mit den vielen Tieren? Nun, man wird sie weite Strecken über die Autobahnen karren müssen. Andere Massenschlächtereien werden ihre Kapazitäten ausreizen. Das System industrieller Fleischproduktion wird dank seiner technischen Leistungsfähigkeit diese Störung bewältigen. Genau besehen ist dieses System aber schon lange schlachtreif.