Pressemitteilung
Naturschutz erneut aufgeschoben
COP16 in Cali endet mit leeren Händen, weil Delegierte ihre Rückflüge erreichen mussten
Die Weltnaturschutzkonferenz (COP16) in Cali, Kolumbien, endete als Paradebeispiel für halbherziges Engagement im Naturschutz: Zwei Wochen intensiver, aber weitgehend ergebnisloser Diskussionen brachten am Ende keine konkreten Fortschritte im Natur- und Biodiversitätsschutz. Die entscheidende Frage der Finanzierung blieb ungelöst. Zudem brauch in einem symbolträchtigen Finale die Konferenz abrupt ab, weil etliche Delegierte wegen fehlender Mittel zur Umbuchung ihre Flüge pünktlich erreichen mussten. Die Konferenz war nicht mehr beschlussfähig – ein Armutszeugnis für den internationalen Naturschutz.
„Ein blamabler Abschluss, der symptomatisch für den Zustand dieser Verhandlungen ist“, urteilt der stellvertretende Bundesvorsitzende Helmut Scheel der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP – Die Naturschutzpartei). Ein kleiner Lichtblick bleibt: Immerhin einigten sich die Delegierten darauf, die Rolle indigener Völker in künftigen Verhandlungen zu stärken. „Diese Entscheidung ist ein positives Signal“, so Scheel, „denn indigene Gemeinschaften sind die wahren Hüter ihrer Lebensräume und können wichtige Impulse für den Schutz der Natur geben.“ Dies könne ein erster Schritt sein, um das Verständnis der Staatengemeinschaft für die Rechte der Natur zu vertiefen. „Doch wo bleibt das große Ziel? Wenn die Zukunft der Natur an Flugplänen scheitert, ist das ein trauriger Spiegel unserer Prioritäten“, resümiert Scheel.
Dabei ist das Versagen umso schwerwiegender, da die Länder des globalen Südens längst substantielle Zusagen für den Schutz ihrer Naturgebiete fordern – von den Nationen, die über Jahrzehnte von der Ausbeutung der Ressourcen profitiert haben. Ein globaler Fonds für Naturschutz und Biodiversität stand im Raum, doch erneut scheiterte die Staatengemeinschaft daran, diesen entscheidend zu finanzieren.
Scheel zieht ein bitteres Fazit: „Der Schutz von Natur und Biodiversität wird erneut vertagt. Da die Weltgemeinschaft offenbar unfähig ist, sich auf verbindliche Finanzierungen zu einigen, bleibt nur die Hoffnung, dass der Handlungsdruck bis 2030 so groß wird, dass man sich dann im letzten Moment auf ein echtes Engagement einlässt.“
Die ÖDP fordert hier ein Umdenken und prangert die Praxis an, dass die wenigen Finanzzusagen an den globalen Süden bislang fast ausschließlich in Form von Krediten gewährt werden. „Damit treibt man diese Staaten, die oft ohnehin finanziell am Limit sind, nur weiter in die Abhängigkeit. Kredite sind keine Lösung – echte Unterstützung erfordert direkte Investitionen, keine neuen Schulden. Andernfalls wird jeder Plan für den Klima- und Naturschutz von vornherein untergraben.“
Die Naturschutzkonferenz in Cali hinterlässt also das bittere Bild einer Weltgemeinschaft, die ihren Worten keine Taten folgen lässt und dabei riskiert, die letzten Chancen für den Schutz der Natur zu verspielen. Wie ernst kann das Engagement der Staatengemeinschaft wirklich sein, wenn der Natur- und Klimaschutz dem pünktlichen Abflug untergeordnet wird?