Pressemitteilung
Corona-Impfung für Kinder und Jugendliche? - ÖDP für Vorsicht solange Studien fehlen
Skepsis gegenüber den Plänen der Bund-Länder-Kommission
"Kinder und Jugendliche mussten seit Beginn der Pandemie nahezu alle Freiheiten opfern für den Schutz der Älteren. Sie leiden ganz besonders. Nun sollen sie auch noch ein Risiko tragen, das niemand wirklich abschätzen kann? Das wäre unverantwortlich!“ Mit diesen Worten kommentiert der ÖDP-Bundesvorsitzende Christian Rechholz die jetzt bekannt gewordenen Pläne der Bund-Länder-Kommission, den Impfstoff von Biontech für Kinder ab 12 Jahren zuzulassen, sobald die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA dies befürwortet. „Eine solche Entscheidung darf nicht am Deutschen Bundestag vorbei getroffen werden,“ erläutert Rechholz die politische Dimension dieser Entscheidung.
Medizinisch und ethisch ist das Vorhaben höchst umstritten. Kinder sind durch das Corona-Virus wesentlich weniger gefährdet als Erwachsene. Sie erkranken nur sehr selten schwer an COVID-19. Die Corona-Impfstoffe sind nur bedingt zugelassen, daher sind mittel- und langfristige Nebenwirkungen nach wie vor nicht absehbar. Die bisher veröffentlichten und noch nicht abgeschlossenen Studien zeigen jedoch auf, dass die schweren und schwersten Nebenwirkungen bis jetzt vor allem jüngere Menschen treffen. Bislang begonnene Impfstoffstudien an Kindern und Jugendlichen haben viel zu wenige Studienteilnehmer, die noch nicht lang genug beobachtet werden konnten. Sie können die hohen Anforderungen an die Sicherheit der Impfstoffe für Kinder und Jugendliche nicht erfüllen.
Deshalb will sich die Ständige Impfkommission (STIKO) in Deutschland mit ihrer Empfehlung noch Zeit lassen, weil aus ihrer Sicht die Daten über Nebenwirkungen bei Kindern noch zu dünn sind. Sie hat angedeutet, eine Impfung womöglich nur für vorerkrankte Kinder zu empfehlen. Auch Ärztepräsident Klaus Reinhardt stellte sich hinter dieses Vorgehen: "Die Datenlage zu Risiken und Nutzen einer möglichen Corona-Impfung bei Kindern und Jugendlichen ist derzeit noch so unzureichend, dass man keine Empfehlung abgeben kann", zitiert ihn die "Rheinische Post". Rechholz kritisiert, wie diese Bedenken und Einschätzungen einfach beiseite gewischt werden.
Die Schäden für die Kinder könnten größer sein als Nutzen und die Langzeitnebenwirkungen seien noch völlig unklar. Da Kinder kaum gefährdet sind, vermutet Rechholz, man wolle durch diese überstürzte Maßnahme vielmehr die Erwachsenen schützen. „Es ist ethisch absolut nicht zulässig, die Kinder dafür diesen Risiken auszusetzen“, moniert der ÖDP-Bundesvorsitzende. „Sehen wir sie bitte als Kinder mit ihren Bedürfnissen und nicht als potentielle Virenträger.“
Schon vor Corona hat die ÖDP bei Impfungen immer für Freiwilligkeit plädiert. „Wir wollen, dass in Deutschland niemand zu einer Impfung gezwungen werden kann, die er nicht will. Auch dieses Manöver in Berlin zeigt erneut, wie planlos die Bundesregierung in der Pandemie vorgeht. Vor allem wenn man bedenkt, dass es auch für Risikogruppen nicht genug Impfstoffe gibt und viele Menschen über 60 noch keine Impfungen bekommen haben, obwohl sie eine wollen,“ betont der Bundesvorsitzende der ÖDP. „Statt jetzt die Priorisierung zu ändern, sollte die Bundesregierung erst einmal dringend Ihre Impfstoffbeschaffung verbessern!“