(Brüssel/03.10.2019) Während die Europäische Kommission die Veröffentlichung einer Risikobewertung von 5G im Bereich Cybersecurity vorbereitet, verurteilen die Europaabgeordneten Philippe Lamberts, Klaus Buchner und Michèle Rivasi (Fraktion Grüne/EFA) das eklatante Fehlen von biologischen und ökologischen Studien zur 5G-Funkstrahlung und fordern unverzüglich eine Studie über die Auswirkungen von 5G auf die Gesundheit, und zwar noch vor dem massiven Einsatz dieser Technologie. Ohne die Studien ist die Anwendung des Vorsorgeprinzips auf 5G gerechtfertigt.
Es gibt derzeit keine Studien zu den biologischen Effekten der echten 5G-Strahlung. Die wissenschaftliche Literatur der letzten Jahrzehnte zu den biologischen Auswirku gen elektromagnetischer Felder zeigt mehrere schädliche Auswirkungen, unter anderem auf das Nervensystem, oxidativen Stress, hormonelle Störungen und übermäßige Kalziumsignale in Zellen. Für jede dieser Wirkungen gibt es allein 12 bis 35 Übersichtsartikel über die wissenschaftlichen Forschungsergebnisse.
Gegenüber den bisherigen Mobilfunkstandards hat 5G eine Reihe von Besonderheiten: Einen erschreckenden Anstieg der benötigten Antennen, die sehr hohen Leistungen, die angekündigt wurden, um das Eindringen von kurzwelliger Strahlung in Gebäude zu gewährleisten, die hohe Absorption elektromagnetischer Wellen von 5G auf der Oberfläche von Organismen wie Insekten, Vögeln und Bäumen und die außergewöhnlich hohen Pulse der 5G-Signale, die biologisch noch aktiver sind als die der früheren Mobilfunkgenerationen. Das sind alles Faktoren, die den Verdacht auf ähnliche oder schwerwiegendere schädliche Auswirkungen der 5G-Strahlung auf Wildtiere, Pflanzen und Menschen wecken als die bisherige Funkstrahlung. Deshalb brauchen wir so schnell wie möglich biologische Folgenabschätzungen, um ernste gesundheitliche Bedenken ausräumen zu können. Wir akzeptieren weder die Verleugnung und Untätigkeit der Kommission in Gesundheitsfragen noch ihre Bereitschaft, 5G um jeden Preis zu erzwingen.
MENSCHEN UND LEBEWESEN WIEDER IN DEN MITTELPUNKT UNSERER GESELLSCHAFT STELLEN
Zitat der französischen Abgeordneten Michele Rivasi (EELV): "Die ungezügelte Entwicklung von 5G wird mit einer Zunahme der Leistung der Umgebungsstrahlung einhergehen. Wer wird von diesem neuen Bad elektromagnetischer Wellen profitieren, das sie uns aufzwingen wollen? Mit welchen gesundheitlichen Risiken? Je mehr die Menschen der Strahlung ausgeliefert werden, desto mehr Menschen erkranken an den Folgen elektronmagnetischer Strahlung. Wir wollen keine Umweltverschmutzung hinnehmen und zu Versuchskaninchen von Industriellen werden. Das Recht, in einer Umgebung ohne Funk und Wellen zu leben, muss anerkannt und das Vorsorgeprinzip angewendet werden!"
Prof. Klaus Buchner, deutscher Abgeordneter der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP): "Die 5G-Technologie wirft Fragen der öffentlichen Gesundheit auf. Sie ermöglicht aber auch eine vollständige Überwachung. Dies geschieht in Form von Tracking-Anwendungen, z.B. in Ihrem Kühlschrank, die verfolgen, was Sie essen, oder durch Gesichtserkennung über Kameras in Ihrem Fernseher. Solche Anwendungen sind da auf ausgelegt, wertvolle Informationen für individualisierte Werbung zu sammeln, die auch für andere Zwecke missbraucht werden können. Mit 5G wird die Menge an Informationen, mit deren Hilfe wir beeinflusst werden können, sehr viel größer sein. Damit kann z.B. eine Wahlbeeinflussung, wie sie durch Cambridge Analytica geschehen ist, perfektioniert werden."
Philippe Lamberts, belgischer Abgeordneter der Partei Ecolo, Ko-Vorsitzender der Fraktion Die Grünen/EFA: "Ich bin weder blinder Technologie-Fan noch Skeptiker. Als Ingenieur weiß ich, dass Technologie genauso nützlich wie gefährlich sein kann. Ich kann heute sehen, dass die Begeisterung für 5G auf Argumenten der Industrie basiert, aber ohne echten gesellschaftlichen Nutzen. Es ist daher dringend geboten, abzuwarten und sich die Zeit zu nehmen, um am Ende des Tages herauszufinden, was 5G wirklich für uns, die europäischen Bürger, tun kann."
MORATORIEN HÄUFEN SICH IN EUROPA
Im Rahmen des Workshops "5G, Gesundheitsrisiken und Vorsorgeprinzip", der am 1. Oktober im Europäischen Parlament stattfand, haben Politiker, Wissenschaftler und Bürger aus Frankreich, Deutschland, Belgien, Luxemburg und der Schweiz Studien über die Auswirkungen der 5G-Strahlung auf Leben und Umwelt angefordert. Ohne diese vorherige Bewertung muss das Vorsorgeprinzip angewendet und Moratorien für den Einsatz von 5G beschlossen werden, wie beispielsweise in drei Schweizer Kantonen und von vielen Gemeinden in Belgien und Italien beschlossen.
"Im Moment haben wir keine Studien, die auf realen 5G-Signalen und deren Auswirkungen auf Tiere basieren. Das Gleiche gilt für 4G. Das Problem ist, dass wir alle diese Technologien ohne Tests auf biologische Sicherheit eingesetzt haben. Die bestehenden Richtlinien sind fehlerhaft, weil sie keine nicht-thermischen, krebserregenden oder reprotoxischen Effekte untersuchen", betonte Professor für Biochemie und Medizin Martin Pall (Washington State University, USA).
Dr. Marc Arazi, Präsident der PhoneGate Alert Association, die Verbraucher über Täuschung und generelle Verschleierung des tatsächlichen Strahlungsniveaus von Mobiltelefonen bei Körperkontakt aufklärt: "Was sollen wir über die Markteinführung der neuen 5G-Handys denken? Wir können den Handyherstellern nicht mehr trauen, die uns wissentlich weit größeren Strahlenbelastungen ausgesetzt haben, als die wegen gesundheitlicher Risiken festgesetzten gesetzlichen Grenzwerte es erlaubt hätten."
Maurizio Martucci, von Stop5G European Alliance, sagt: "Wir mobilisieren gegen 5G, weil der Bevölkerung die Wahl von 5G aufgezwungen wurde. 40 Gemeinden in Italien haben bereits für ein 5G Moratorium abgestimmt und am 7. Oktober soll in Italien über ein nationales Moratorium diskutiert werden. Die Europäische Allianz Stop5G fordert ein internationales Moratorium solange keine gründlicheren wissenschaftlichen Studien vorliegen."
Kontakte: Michele Rivasi : T +33 608 92 46 00 michele.rivasieuroparl.europa.eu Philippe Lamberts : philippe.lambertseuroparl.europa.eu Klaus Buchner : klaus.buchnereuroparl.europa.eu |