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Persönlicher Kommentar

Zum Fürchten

Wenn die Erde bebt, wenn Vulkane ausbrechen, wenn ein Tsunami alles niederwalzt dann erscheint da nicht „das Böse“. Das Böse wird erfahrbar, wenn Menschen planen und handeln. In Tagen wie diesen fragen sich viele, ob man dem Bösen hilflos ausgeliefert ist. Die Frage nach der Schuld wird gestellt – vor allem die Frage nach Schuldigen in Politik und Gesellschaft: Wie konnte dieser Mann so weit enthemmt werden, dass er einen LKW zur Waffe machte und zum vielfachen Mord missbrauchte? Wer ist daran schuld? Wie hätte dieser bösen Tat vorgebeugt, wie hätte sie verhindert werden können?

Ich glaube, dass wir das Böse weder vollständig verstehen noch beherrschen können. Politik und Gesellschaft müssen sich freilich Tag für Tag bemühen, die Verhältnisse so zu gestalten, dass die Menschen ihre innere und äußere Stabilität nicht verlieren. Instabile Menschen sind anfällig. Da gibt es viel zu tun. Wollte man aber den Staat dazu verpflichten, das Böse auszuschließen, würde der Staat selbst zum Träger und Täter des Bösen: Er müsste die totale Überwachung und das Ende jeder Freiheit organisieren. Der Preis wäre zu hoch. Personen und Parteien, die so etwas versprechen, muss man fürchten.

Es ist wohl eine alte Erfahrung des Menschen, dass er selbst die Erlösung vom Bösen nicht „organisieren“ kann: Die Abschlussbitte des Zentralgebets christlicher Religion weist darauf hin. Aber sie fordert auch dazu auf, sich mit dem Bösen nicht abzufinden oder sich gar mit ihm anzufreunden.

Autor/in:
Bernhard G. Suttner
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