Zu allem fähig

Es kommt hart für alle, die eine humanitäre Grundhaltung in der Flüchtlingskrise nicht aufgeben wollen: Es hat sich bewiesen, dass leider auch Menschen zu uns kommen, die nicht nur keine Engel sind, sondern Verbrechen begehen. Erneut wird uns schmerzlich bewusst, dass  Menschen buchstäblich zu allem, zu wirklich allem fähig sind: Einerseits zu tiefster Hingabe, Hilfsbereitschaft und Dankbarkeit, andererseits auch zu entsetzlicher Gemeinheit und abstoßendem Zynismus.  

Trotz der schlimmen Erfahrungen vom Jahresanfang bleibt die Tatsache bestehen: Wir haben es mit Menschen zu tun, die dem Inferno entfliehen. Dass dies so ist, zeigen die schier unerträglichen aktuellen Bilder verhungernder Kinder aus einer belagerten Stadt in Syrien. Auch an der täglichen Erfahrung der Helferinnen und Helfer hat sich durch den Gewaltausbruch in einigen Großstädten nichts geändert: Der allergrößte Teil der Flüchtlinge ist unendlich dankbar, eine Gesellschaft der Toleranz und des Respektes kennenzulernen und sich womöglich in ihr konstruktiv betätigen zu dürfen. Wer sich bemüht, diesen Menschen die Werte des Grundgesetzes zu erklären, wird diese Werte vielleicht tiefer für sich selbst erarbeiten und sich neu daran erinnern, dass diese Werte historische Lehren aus einer entsetzlichen Phase der mörderischen Gewalt in der deutschen Geschichte sind. Wer wüsste besser (und schmerzlicher) als wir Deutsche, dass Menschen zu allem fähig sind…