Zur Hauptnavigation springen Zum Hauptinhalt springen

Persönlicher Kommentar

Wohnungslosigkeit - eine politische und menschliche Herausforderung

Kaum zu glauben eigentlich: Deutschland ist das viertreichste Land der Erde [1], und trotzdem leben 45.000 Obdachlose auf unseren Straßen, weit mehr noch (256.000 Menschen) haben keinen eigenen Mietvertrag [2] und kommen bei Verwandten, Freunden oder Hilfsorganisationen unter. Einzelfälle lassen sich erklären durch Schicksalsschläge, psychische Erkrankungen und Ähnliches. Aber die Höhe dieser Zahl und die Tatsache, dass sie in den letzten Jahren eher gestiegen als gesunken ist, weisen darauf hin: Es gibt hier auch ein strukturelles Problem.

Wir fordern:

Obdachlosigkeit muss mit mehr bezahlbarem, sozialem Wohnungsbau für Bedürftige bekämpft werden - nicht nur, um Obdach- und Wohnungslosen ein Dach über dem Kopf zu besorgen, sondern auch, um den Wohnungsmarkt zu entzerren und Wohnungslosigkeit am besten schon im Vorfeld zu verhindern.

Die Ampel-Regierung verspricht zwar im Koalitionsvertrag, 100.000 neue soziale Wohnungen zu schaffen; allerdings ist derzeit das Vorkaufsrecht der Kommunen, das Mieterinnen und Mieter z.B. gegen starke Mieterhöhungen durch Investoren schützen kann, in Gefahr [3]. Was die Ampel-Koalition in der neuen Legislaturperiode konkret gegen Wohnungsnot im Speziellen und den überlasteten Mietmarkt in vielen deutschen Städten im Allgemeinen unternehmen wird, bleibt abzuwarten.

 

Schnelle Hilfe - besonders im Winter

Obdachlosen hilft das Versprechen von mehr sozialen Wohnungen derzeit natürlich wenig. Besonders in der kalten Jahreszeit ist die Situation oft kritisch. In vielen deutschen Städten sind deshalb Kältebusse unterwegs, die warme Getränke, wichtige Ausstattung wie Schlafsäcke und zur Not auch einen sicheren Schlafplatz vermitteln können.

Was ihr tun könnt

  • Nicht wegschauen. Informiert euch über Hilfsangebote in eurer Stadt oder Gemeinde, speichert die Hotline für euren örtlichen Kältebus ab, dann habt ihr sie parat falls nötig.
  • Wenn ihr eine obdachlose Person seht, die Hilfe brauchen könnte: Bitte sprecht die Person vorher an und klärt ab, ob sie überhaupt einverstanden ist, dass z.B. der Kältebus bestellt wird. Das vermeidet unnötige Fahrten. Sollte sie nicht ansprechbar sein oder sich auf andere Art abzeichnen, dass sie gesundheitlich in Gefahr ist, ruft direkt den Notruf 112.
  • Nicht nur die Weihnachtskrippe sollte uns an Wohnungslose erinnern. Aber die Obdachlosenhilfe braucht das ganze Jahr hindurch Geld - Spenden an die Obdachlosenhilfe sind immer willkommen. Meist bieten die Organisationen nicht nur schnelle Hilfe, sondern auch z.B. psychische Betreuung und Unterstützung dabei an, das eigene Leben neu zu strukturieren.

 

Quellen:

[1] Diese Zahl variiert natürlich je nach Vergleichswert - wir haben als Beispiel hier den globalen Vergleich des Bruttoinlandprodukts verwendet, bei dem Deutschland auf Platz 4 landet, vgl. z.B. hier https://www.manager-magazin.de/politik/weltwirtschaft/die-reichsten-laender-der-welt-ranking-nach-kaufkraftbereinigtem-bip-a-5edcb98a-c7f2-4e3b-8f9c-a27a1c59ecd9. Es bleibt jedoch unabhängig von der verwendeten Zahl der Fakt, dass Deutschland im internationalen Vergleich ein sehr reiches Land ist.

[2] https://www.berliner-zeitung.de/news/deutschland-45000-obdachlose-256000-menschen-ohne-mietvertrag-li.201912

[3] https://www.sueddeutsche.de/politik/klara-geywitz-vorkaufsrecht-mieterschutz-1.5493182

 

Autor/in:
Fenya Kirst
Zurück