Persönlicher Kommentar
Volle Narrenfreiheit? Was Karneval und Politik verbindet
Ob nun Karneval, Fasching oder Fastnacht: Die "fünfte Jahreszeit" ist wohl eine der buntesten und lebendigsten Traditionen in Deutschland. 2014 nahm die UNESCO sowohl den rheinischen Karneval als auch die schwäbisch-alemannische Fastnacht gar in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes auf.
Die Wurzeln des deutschen Karnevals reichen weit zurück und sind vielfältig. Einerseits ist er Teil der christlichen Tradition, die vor der Fastenzeit ein letztes ausgelassenes Fest ermöglicht. Der damalige Sinn dahinter: Vor der 40-tägigen Fastenzeit vor Ostern mussten verderbliche und streng verbotene Lebensmittel wie Eier, Milch, Zucker und Fleisch verbraucht werden. Und in der Nacht vor der Fastenzeit wurde dann der Fastenschank – der letzte Alkohol –, von dem sich das Wort Fasching ableitet, getrunken. Andererseits sind viele heidnische Elemente und lokale Bräuche wie das Geisteraustreiben in den Karnevalstraditionen zu finden. Auch regionale Höhepunkte wie die Verbrennung der Fastnacht mittels sogenannter Funkenfeuer entstammen heidnischen Bräuchen. Jede Region in Deutschland hat ihre eigenen Rituale, die den Karneval zu einem vielfältigen und facettenreichen Fest machen.
An vielen Orten erreicht der Karneval seinen Höhepunkt zwischen der „Weiberfastnacht“ und den Tagen rund um Rosenmontag und Faschingsdienstag. Straßenumzüge, bunte Kostüme und Musik prägen das Bild.
Die politische Dimension
Doch Karneval hat in Deutschland seit jeher auch eine politische Dimension. Die sogenannten Büttenreden, humorvolle Vorträge und Parodien, werden genutzt, um politische Ereignisse und Persönlichkeiten aufs Korn zu nehmen. Die Büttenrede geht auf den mittelalterlichen Brauch des Rügerechtes zurück. Dieses Recht gestattete es dem einfachen Mann zur Fastenzeit, die geistlichen und weltlichen Herrscher ungestraft offen und humorvoll zu kritisieren. Die Rollen der Funkengarden, des Elferrats oder des Prinz Karnevals wie auch die Übergabe von Orden verspotten im Rheinland beispielsweise auf elegante Weise das militärische preußische Benehmen.
So dient die „fünfte Jahreszeit“ traditionell dazu, gesellschaftliche Ordnungen auf den Kopf und humorvoll infrage zu stellen. Besonders in Zeiten politischer Spannungen oder großer gesellschaftlicher Veränderungen kann der Karneval zu einem Ventil für die Bevölkerung werden. Es ist die Zeit, in der man sich über die Widrigkeiten des Alltags und die Ärgernisse in der Politik lustig macht. So kann diese Tradition auch Menschen zusammenbringen.
Aschermittwoch
„Am Aschermittwoch ist alles vorbei“ sang Jupp Schmitz über das Ende des Karnevals, der um Mitternacht am Fastnachtsdienstag offiziell vorbei ist. Wir jedenfalls freuen uns auch schon auf diese Tradition: Am politischen Aschermittwoch (14. Februar) der Bayern ÖDP in Passau treten die beiden ÖDP-Landesvorsitzenden Agnes Becker und Tobias Ruff als Hauptredner auf! Mehr Infos