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Persönlicher Kommentar

Tag der Arbeit: Gedenktag mit Anstoß-Charakter

Als „Feiertag der Arbeiterinnen und Arbeiter“ will der 1. Mai alljährlich an den Protest der unter frühkapitalistischen Bedingungen schuftenden Menschen erinnern. Sie gingen 1886 in den USA auf die Straßen, um für gerechte Löhne und ein besseres Leben – etwa den Achtstundentag – zu kämpfen. Die Bewegung griff weltweit um sich, denn Ausbeutung war kein Einzelschicksal: Profitgier von Besitzenden zwang und zwingt die Menschen zu buckeln. Das hatte Karl Marx fast 20 Jahre vor dem 1. Mai 1886 vorausgesagt und bis heute bestätigen es soziale Erhebungen.

Auch als politische Partei der Mitte erkennt die ÖDP die Problematik: Soziale Gerechtigkeit ist für sie Grundlage eines nachhaltigen Sozialsystem. Mit ihren Forderungen nach einer am Gemeinwohl orientierten Wirtschaft nennt sie konkrete Alternativen.

Der 1. Mai als Auftrag zum aktiven Gegensteuern

Auch wenn wir heute den 1. Mai viel mehr mit einem Wandertag im Frühling verbinden als mit einem Protestmarsch, halten Gewerkschaften die Arbeitertradition lebendig – und treffen damit ins Schwarze: Wenn, wie aktuell wieder vermehrt, Reiche immer mehr und Arme immer weniger besitzen, wenn Bildung und Gesundheit vom sozialen Status abhängen, geraten wir vom Weg ab, den die UN-Entwicklungsziele (SDG) weltweit als Richtung in eine nachhaltigere Welt vorgeben. Der 1. Mai kann uns daher vor Augen führen, dass ein „gutes Leben“ für alle, wie es schon Sokrates, Jesus oder Buddha seit Jahrtausenden beschreiben, längst nicht selbstverständlich und „Glück“ noch lange kein Grundrecht in unserem alltäglichen Miteinander sind. Daraus leitet sich ein Auftrag an alle Verantwortlichen in der Politik ab: Wir müssen aktiv gegensteuern.

Anregungen gibt es. Der schweizerische Theologe Hans Küng mahnte nach den überstandenen Finanz- und Wirtschaftskrisen bereits vor gut 15 Jahren „anständiges und von ethischen Prinzipien getragenes Wirtschaften“ an. Ökonomen brauchen neue Werte, so Küng, „Profit heiligt nicht alle Mittel.“ Deshalb plädiert er für ein Umdenken. Nur so gelinge ein gerechteres Wirtschafts- und Zusammenleben.

Oder: Bruttonationalglück sei wichtiger als Bruttoinlandsprodukt, heißt es in Bhutan. Dort messen die Menschen regelmäßig ihren Glücksindex. Das kleine Königreich im Himalaya gilt der gesamten Weltgemeinschaft inzwischen als Vorreiter. Die UNO will Lehren ziehen, wie ein „Glück als Staatsziel“ zur Blaupause für die Welt wird: Seit über 40 Jahren verwarf Bhutan die üblichen Wirtschaftskennzahlen des BIP und misst seither mit dem Gross National Happiness Index, regelmäßig die Zufriedenheit seiner Einwohner.

Vorbild für den Umwelt-, Klima- und Artenschutz

Es geht also anders: Am 1. Mai – aber bitte nicht nur an diesem Gedenktag – sollten wir es wagen, über unseren Tellerrand zu schauen und uns neuen Gedanken gegenüber öffnen, wie wir gerechter wirtschaften, wie wir Umwelt- und Klimaschutz (noch) stärker mit sozialer Gerechtigkeit verknüpfen oder dass unsere Anstrengungen für mehr Artenschutz nur ein erster Schritt sein können, weil am Ende dieses Weges die juristische Anerkennung eines Eigenrechts der Natur stehen muss.

Nehmen wir den Gedenktag als Ansporn: So wie die Bewegung der Gewerkschaften am 1. Mai inzwischen einiges erreicht hat, kann es auch im Umwelt-, im Arten- oder im Klimaschutz gelingen.

Autor/in:
Gerd Pfitzenmaier
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