Persönlicher Kommentar
Neujahrsvorsätze? Möglichst niedrige Hürden fürs Aktivwerden
Alle Jahre wieder nehmen wir uns vor, diesmal vieles besser zu machen – nur vergessen wir oft, wie wir die besten Erfolge erzielen können.
Der Jahreswechsel ist die Zeit fürs Bilanzieren: Wir lassen die Monate nochmals Revue passieren, freuen uns über die Highlights im Vergangenen, schwelgen vielleicht noch einmal in Erinnerung daran. Manche gedenken auch der eher traurigen Ereignisse und Erlebnisse. Diese Tage Anfang Januar nutzen viele jedoch vor allem für einen Neustart. Ganz im Sinne Darwins, dem der Satz nachgesagt wird, nichts sei beständiger als der Wandel, schmieden sie alle zwölf Monate wieder neue Vorsätze, wollen Dinge verändern und sie vornehmlich ins Bessere wenden.
Laut den jährlichen Erhebungen unterschiedlichster Demoskopen stehen dabei auf der Hitliste der Wünsche „mehr sparen“, „öfter Sport treiben“ oder „gesünder essen“ mit Zustimmungswerten je um die 50 Prozent stets auf den Spitzenplätzen der Befragten in Deutschland. Immerhin: Gut ein Viertel will sich mehr um die Umwelt kümmern – das sind mehr als jene, die künftig Rauchen, Alkohol oder der (vielleicht zu exzessiven) Nutzung Sozialer Medien entsagen möchten.
Mal abgesehen davon, dass die Halbwertszeit solch guter Vorsätze in aller Regel kaum nennenswert ist, weil diese – ebenfalls alljährlich von Meinungsforschern ermittelt – selten länger als wenige Wochen währt, gilt der Merksatz vieler Ratgeber: Weniger ist besser! Sie mahnen zu eher kleinen Zielen, damit die Enttäuschung der enthusiastisch ins neue Jahr Gestarteten nicht zu rasch der Frustration weichen muss.
Das ist natürlich kein Plädoyer fürs faule Nichts-Tun. Ganz im Gegenteil: Das wäre angesichts der Situation unseres Planeten fatal.
Den Elan des Aufbruchs, der uns zu jedem Jahreswechsel anspornt, sollten wir nutzen – auch und gerade mit eher kleinen Schritten durchzustarten. Pädagogen und Psychologen meiden heute dabei Zwang oder Zeigefinger. Sie dirigieren durch bloßes „Anstupsen“: Viel mehr sei zu erwarten, „wenn Entscheidungen und Handlungen der Bürgerinnen und Bürger so ‚angestoßen‘ werden, dass weder sie noch der politische Gegner das merken und schlichtweg tun, was man von ihnen verlangt“, beschreibt die Bundeszentrale für Politische Bildung diese Nudging-Methode.
Wie holen wir mehr Mitstreiter ins Boot?
Unter Umweltpsychologen ist schon länger klar, dass die Hürden für einen Einstieg ins Mitmachen, etwa beim Klimaschutz, möglichst niedrig sein sollten. Wer viele Mitstreiter gewinnen möchte, muss ihnen das Mitwirken erlauben. Das gilt auch in der Politik – nur vergessen wir Politikerinnen und Politiker dies nur leider allzu oft (und wundern uns dann, wenn die Menschen unseren Ideen kein Gehör schenken).
Die Methode der „sanften“ Steuerung funktioniert vermutlich am besten, wenn sich die Angesprochenen emotional angesprochen fühlen. Nudging setzt nicht auf Verhaltensmuster, eher empfiehlt die Methode, solche bewusst zu durchbrechen. Es gilt, uns selbst die Möhre vor die Nase zu halten, damit wir uns auf dem Weg in eine bessere Zukunft einen Ruck geben und – endlich – überhaupt auf den Weg machen.