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Persönlicher Kommentar

Leitkultur

In dieser Woche steigt die Spannung: In den meisten Kindergärten und Grundschulen bereiten sich Kinder auf den Martinstag vor. Stolze Reiter steigen von ihrem hohen Ross, Mäntel werden zerteilt, frierende Bettler werden umarmt. Dazu erleuchten die Laternen nicht nur das reale November-Dunkel – auch das innerliche Dunkel der Kaltherzigen soll erhellt und erwärmt werden.

Das Martinsfest und sein ethischer Inhalt sind Teil unserer Leitkultur. Ich halte es für wertvoll, dieses Fest nicht zu einem bloßen „Laternenfest“ zu entkernen. Zuwendung und Hilfsbereitschaft sind unverzichtbare Bestandteile einer humanen Gesellschaft. Das darf man Kindern feierlich zeigen, das dürfen Kinder mit Begeisterung spielen. Zudem zeigt in dieser Legende ausgerechnet ein männlicher Archetyp (Reiter, Schwertträger, Kämpfer…) diese weiche Haltung! Ein wertvolles Vorbild gerade für Jungen.

Und noch etwas: Der historische Martin von Tours, spätantiker Legionär und nachmaliger Bischof, stammt aus vornationalen Zeiten. Er ist für mich ein Symbol dafür, dass eine auch aus christlichen Quellen inspirierte Leitkultur den Nationalismus überwinden muss. Was derzeit die CSU mit ihrem von der AfD inspirierten, neuen Grundsatzprogramm aufführt, widerspricht dem universalistischen Charakter des Christlichen: Die Kombination von Nationalkonservatismus mit Christentum ist in sich widersprüchlich; man kann christlich oder national eingestellt sein. Beides zusammen geht einfach nicht. 

Autor/in:
Bernhard G. Suttner
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