Persönlicher Kommentar
Internationaler Tag der Wohltätigkeit: Was bringen Spenden und Ehrenamt?
Heute vor 25 Jahren, am 5. September 1997, starb in ihrer Wahlheimat Kalkutta die vielleicht berühmteste Ordensschwester der katholischen Kirche: Mutter Teresa. Jahrzehntelang war sie als Missionarin in Indien tätig, sie gründete nicht nur einen eigenen Orden ("Missionarinnen der Nächstenliebe"), sondern auch Kranken-, Armen- und Waisenhäuser für Bedürftige. Obwohl heute als historische Figur umstritten, steht sie wie keine andere für den aufopferungsvollen Einsatz für Arme und Leidende.[1] 2016 wurde sie heiliggesprochen und die Vereinten Nationen erklärten ihren Todestag 2012 als jährlichen internationalen Tag der Wohltätigkeit.[2]
Der Kampf gegen Hunger und Armut auf der Welt gehört auch zu den erklärten Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals, SDGs), die in der "Agenda 2030" beschlossen wurden. Gegenseitige Verantwortung und Solidarität spielen hier eine große Rolle: Der Aktionstag soll Menschen auf die Not anderer aufmerksam machen und dazu bewegen, zu helfen - Hilfsorganisationen, Staaten und Privatpersonen gleichermaßen.
Hilft Wohltätigkeit wirklich?
Viele zögern, bevor sie spenden - besonders bei Geldspenden. Kommt die Gabe auch wirklich dort an, wo sie hin soll? Oder versickert sie bei großen Organisationen in Verwaltungs- und Marketingkosten - oder gar in Korruption?
Die Sorgen sind berechtigt. Doch es gibt einige Möglichkeiten sicherzustellen, dass die eigene Spende auch wirklich wirken kann. Kriterien dafür sind etwa die Transparenz der Organisation: Kann ich einsehen, wofür am meisten Geld ausgegeben wird? Gibt es Nachweise für die Wirksamkeit der Projekte? Auch das eigene Spendenverhalten kann einen Einfluss haben: Empfohlen wird zum Beispiel, lieber regelmäßig an immer dieselbe Organisation zu spenden, statt ab und zu vereinzelte Einrichtungen zu unterstützen. So können die Organisationen mit den steten Einnahmen rechnen und besser planen.
An wen spenden?
Ansätze wie der "effektive Altruismus" etwa verfolgen die Philosophie, dass eine besonders erfolgreiche Investmentbankerin, die viel ihres hohen Einkommens an gezielt ausgesuchte, besonders effektive Hilfseinrichtungen spendet, im Zweifelsfall wohltätiger handelt als eine Mutter Teresa. (Mehr dazu z.B. in diesem Interview).
Wir finden allerdings: Das eigene Spendenverhalten muss nicht zwangsläufig auf maximale Effektivität hin optimiert werden. Obwohl es durchaus sinnvolle Ansätze gibt, wohltätige Organisationen weltweit auf ihre Effektivität hin zu prüfen, so bedeutet das nicht, dass ausschließlich die mit dem höchsten Wert unser Geld verdienen. Verschiedene Bereiche, die wohltätige Unterstützung brauchen, können grundsätzlich nur schwer gegeneinander aufgewogen werden. Wer will denn moralisch entscheiden, ob der Schutz der Moore wichtiger ist oder die Flüchtlingshilfe? Es ist also völlig in Ordnung, auch etwa persönliche Gründe für die Spendenauswahl gelten zu lassen - ein Bezug zu lokalen Organisationen, eigene Erfahrungen, besonderes Interesse an einem Bereich oder Bekanntschaft mit engagierten Menschen in einer Einrichtung. Ein persönlicher Bezug zum Spendenziel kann auch dazu beitragen, dass die Spendenden langfristig das Interesse nicht verlieren.
Mehr und ausführlichere Tipps und Hinweise zum Beispiel hier:
- Die gemeinnützige Spendenplattform "Effektiv Spenden"
- Spendensiegel vom Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen
- Ein hilfreicher Artikel der Süddeutschen Zeitung
Über die persönlichen Vorteile von Ehrenamt und Wohltätigkeit
Fast ein Drittel aller Deutschen hat im vergangenen Jahr Geld gespendet.[3] Allein das zeigt, wie tief Wohltätigkeit in den Menschen verankert ist. Spendenmotive sind oft egoistischer Natur: Wir spenden, damit wir uns besser fühlen, nicht nur aus purem Altruismus.[4] Besonders Wohltätigkeit in Form ehrenamtlichen Engagements ist häufig mit persönlicher Erfüllung verbunden: Wertvolle Erfahrungen werden gesammelt, soziale Kontakte geknüpft, Helfen macht Spaß in der Gemeinschaft mit anderen Helfenden, vor allem wenn sich die Früchte der investierten, oft harten Arbeit zeigen. 30 Millionen Menschen in Deutschland gehen deshalb einem Ehrenamt nach - ob im sozialen Bereich oder im Sportverein.[5]
Und jetzt?
Empfehlen wir: Nehmt diesen Aktionstag zum Anlass und überdenkt euer Spendenverhalten (spende ich überhaupt, wenn ja, regelmäßig? Könnte ich mehr, anders spenden?). Oder habt ihr sogar Zeit für (noch) ein Ehrenamt? Inspiration und Angebote gibt es z.B. hier:
- Erkundigt euch, ob es in eurer Nähe eine Freiwilligenmesse gibt (wie z.B. hier in Nürnberg oder München)
- Schaut bei der deutschlandweiten Ehrenamtsbörse vorbei oder findet eine lokale Börse in eurer Nähe
- Sucht nach der Hilfsorganisation, die am besten zu euch passt - z.B. beim Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen
Quellen:
[1] Mehr zu Mutter Teresa z.B. hier: https://www.deutschlandfunk.de/mutter-teresa-eine-heilige-der-finsternis-100.html, zu Kritik an ihrer Person z.B. hier https://www.sueddeutsche.de/panorama/studie-kratzt-an-mythos-mutter-teresa-alles-nur-keine-heilige-1.1618899
[2] Über den International Day of Charity www.un.org/en/observances/charity-day (englisch)
[3] www.spendenrat.de/bilanz-des-helfens-2022/
[4] www.aau.at/blog/warum-wer-wie-spendet/