Persönlicher Kommentar
Humanitäre Hilfe – Auftrag mit dauerhafter Aktualität
Menschen in Not zu helfen: Dazu mahnt der Internationale Tag der Humanitären Hilfe (19. August). Denn Menschen brauchen überall auf dem Planeten immer wieder die Hilfe ihrer Mitmenschen. Für politisch Denkende ist der Aktionstag daher auch ein Ansporn zum Handeln.
Die Nachricht der Tagesschau schockt: 2 Millionen Kinder sind in diesem so reichen Land wie unserem auf Grundsicherung angewiesen. Besserungstendenz: Leider Fehlanzeige!
Nur mit staatlichen, oft privaten oder vielfach auch persönlichen Finanzspritzen können sie – wenigstens halbwegs menschenwürdig – überleben. Die Hilfsgelder kurieren, was wir als Gesellschaft (und mit unserer Wirtschaft) versäumen: den sozialen Ausgleich sicherzustellen. Familien ohne ausreichendes Einkommen darben, ihre Zukunft ist gefährdet.
Am Internationalen Tag der Humanitären Hilfe erinnert die UNO an den Tod ihres Sonderbeauftragten Sérgio Vieira de Mello und von 21 weiteren UN-Mitarbeitenden im Jahr 2003 durch eine Bombe in Bagdad; es stehen all jene im Zentrum, die sich für selbstlose Unterstützung bedürftiger Menschen engagieren und dabei viel riskieren. Der Tag mahnt uns auch an den Appell des UN-Generalsekretärs António Guterres aus dem Vorjahr: „Ein Sprichwort sagt, dass es ein ganzes Dorf braucht, um ein Kind großzuziehen. Es braucht auch ein Dorf, um Menschen in einer humanitären Krise Unterstützung zu leisten und dazu gehören selbst betroffene Menschen, die im Katastrophenfall zur Stelle sind – Nachbarn, die Nachbarn in Not helfen.“
Darum geht es: den Nächsten Hilfe zu spenden – ohne Bedingungen daran zu knüpfen.
Kein Mensch ist vor Unbill sicher
Der Aktionstag will unsere Sinne dafür schärfen, dass niemand vor Katastrophen gefeit ist. Die Waldbrände auf den Urlaubsinseln führen uns solche Schicksale aktuell vor Augen. Der Tag der humanitären Hilfe erinnert daran, dass Fehleinschätzungen in der Politik als sicher geglaubte Konstellationen und „Wahrheiten“ ins Wanken bringen – mit dramatischen Folgen wie in der Ukraine. Er mahnt, dass unsere Missachtung der planetaren Grenzen den scheinbaren, aber doch nur kurzsichtigen, ökonomischen Vorteil in eine Dauerkrise – wie den Klimawandel – kehren kann oder dass falsche Prioritäten wie der Wachstumsfetischismus uns statt Wohlstand eine desaströse Umwelt bescheren.
Solche Folgen unserer Handlungen (auch jener, die wir versäumen) zeitigen Konsequenzen. Wir sollten sie bedenken. Das erfordert Weitsicht. Sie sollte Politik leiten – leider viel zu oft vergeblich.
Jean-Henry Dunant hat1863 mit seiner Gründung des Roten Kreuzes in Genf seine Vision verwirklicht. Völlig zurecht ehrte die Welt ihn 1901 dafür mit dem ersten Friedensnobelpreis der Geschichte. Dunant erkannte 1859 in der Schlacht von Solferino nahe des Gardasees mit ihren 40.000 Todesopfern, dass die Welt Humanität braucht, dass nur selbstlose Hilfe ihre Gräuel überwinden hilft.
Dieser Auftrag gilt noch immer. Leider: Denn noch immer schafft es alle Politik nicht, eine friedliche Welt zu organisieren. Daran sollten wir – gerade als Parteimitglieder – aber täglich arbeiten. Nicht nur am Internationalen Gedenktag der humanitären Hilfe.