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Persönlicher Kommentar

Gleichzeitigkeit

Manchmal ist es besonders schwer, die unvermeidliche Gleichzeitigkeit des Alltags auszuhalten: Während zur Freude der russischen Regierung die professionellen Wintersportler „friedliche“ Wettkämpfe absolvierten, töteten Scharfschützen in Kiew Landsleute. Zur gleichen Zeit müssen andernorts die Rosenmontagszüge vorbereitet, Rentengesetze und Diätenerhöhungen beraten und  Wahlkämpfe bestritten werden. Natürlich steht für alle der Alltag an: Arbeit, Freizeit, Familie, Versorgung, Zukunftsplanung… wo geht es hin, heuer im Urlaub? Gleichzeitig findet der Klimawandel statt, das „land-grabbing“ geht voran, Rohstofflager werden entleert, es wird nach wie vor gehungert und gefoltert, gleichzeitig auch geliebt und geholfen, verbessert und für etwas mehr Gerechtigkeit gesorgt. Wir können der Gleichzeitigkeit nicht entkommen. Wir können aber auch nicht alles immer gleich intensiv wahrnehmen und behandeln. Die große Versuchung besteht darin, nur noch das ganz Private für wichtig zu halten und angesichts der immensen Vielfalt und Größe der politisch-ökonomischen Probleme sich in diesem Bereich für völlig unzuständig zu erklären. Wer dieser Versuchung erliegt, gibt die Demokratie preis.

Autor/in:
Bernhard G. Suttner
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