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Persönlicher Kommentar

Frieden? Dafür brauchen wir Mut

„Frieden“ beherrscht als Thema (neben einer diffusen Kriegsangst) plötzlich wieder die Agenda. Ihn zu wahren und zu fördern braucht Haltung und Einsatz. Gehen wir’s an!

Der Papst erntet reichlich Schelte für seine Anmerkung, zu verhandeln sei ein Zeichen von Mut. Das hätten viele wahrscheinlich ohne Zögern unterschrieben. Weil er es aber den Ukrainern in ihrer nicht eben rosigen Lage im Krieg gegen Russland und seinen Aggressor Putin rät, stößt Franziskus auf Unverständnis: auch weil seine Kritiker sich am Begriff der „weißen Fahne“ abarbeiten und sie als Zeichen einer Kapitulation werten. „…Aber ich denke, dass derjenige stärker ist, der die Situation erkennt, der an das Volk denkt, der den Mut der weißen Fahne hat, zu verhandeln“, sagte der Pontifex laut Medien jedoch wörtlich.

Die Kritiker des Kirchenoberhaupts interpretieren Franziskus‘ Sätze in ihrer eigenen Sichtweise und – bewusst oder unbewusst, das bleibt die Frage – wahrscheinlich falsch: als Aufforderung an Wladimir Putin, seine Macht durchzuboxen. Das meinte der Papst mit Sicherheit nicht.

„Frieden“ beherrscht wieder allerorten die politische Agenda

Die große Losung vom „Frieden“ beherrscht allerorten die politische Agenda und die Zeitungsspalten. Die F.A.Z. sieht die deutsche Sozialdemokratie sogar vor einem Wiederaufstieg zur Friedenspartei, als die sie sich ehedem gern selbst darstellte – und damit auch die Wählerschaft um sich scharen konnte. Je deutlicher die Menschen spüren, wie die Polit-Parole von der „Zeitenwende“ ihr Alltagsleben auch hier in Deutschland verändert, wächst ihre Verunsicherung.

Populisten schüren dieses Empfinden gezielt. Sie scharen damit neue Gefolgsleute hinter sich – auch weil andere Parteien bislang keine klare Haltung dazu zeigen.

Mit dem Thema, mutmaßen einige Politprofis, lassen sich Wahlen gewinnen. Mal abgesehen, dass niemand mit diesem Feuer spielen sollte (und das machen wir, wenn wir dies höchste Gut vieler Menschen zum bloßen Stimmenköder missbrauchen): Als ÖDP muss uns um eine solche Auseinandersetzung kaum bange sein. Wir haben uns dazu längst positioniert. Wir müssen zudem auch nicht alle kleine Gandhis werden: „Es würde genügen, wenn wir im eigenen Umfeld damit beginnen: Sachliche Lösungen suchen, Verständnis zeigen, andere Meinungen tolerieren, eigene Fehler zugeben“, schrieb ich in dieser Kolumne. Denn Frieden beginnt bei jeder und jedem von uns selbst. Unser Verhalten im täglichen Umgang und in der Begegnung mit anderen ist prägend.

Flagge zeigen!

Heute füge ich hinzu: Mit Frieden und wie wir ihn – im Inneren wie nach außen – schützen und fördern, müssen wir uns angesichts der veränderten Weltlage dennoch auseinandersetzen. Das duldet kein Zögern. Wir brauchen klare Analysen und die Bereitschaft zum Gespräch, weil nur Kompromisse zur Entspannung führen. All das erfordert Mut – lasst uns diesen aufbringen!

Dann können und müssen wir als Partei Flagge zeigen: Wir müssen uns positionieren (wie wir es zum Krieg in der Ukraine auch getan haben) – zu Waffen (-lieferungen), zur Bundeswehr (und ihren Einsätzen), zu Konfliktherden und dem Umgang damit sowie jenen, die sie schüren oder davon profitieren. Als Parteimitglieder werden wir uns vorab darüber streiten (müssen), um die richtige Linie zu finden, die uns leiten kann. Den Mut haben wir doch als ÖDP!

Autor/in:
Gerd Pfitzenmaier
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