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Persönlicher Kommentar

Es gibt keinen Planet B: Kein "Weiter so" beim Flächenfraß

Immer höher, schneller, weiter: Das Wachstumsdogma in einer kapitalistischen Gesellschaft hat längst alle Lebensbereiche der Menschen erobert. Nicht nur die Wirtschaft muss immer größer und leistungsstärker werden, auch die Menschen immer qualifizierter, flexibler und produktiver - und ihr Lebensstil immer anspruchsvoller, so suggerieren Medien, Werbung und der Vergleich mit dem Nachbarn. Dabei können wir nicht immer weiter wachsen, denn unsere Erde hat nun mal keine unendlichen Ressourcen. An keinem Aspekt sieht man das besser als an der zunehmenden Landnutzung auf der Welt, oder deutlicher: am Flächenfraß.

Wofür wird neue Fläche genutzt?

Die Statistik sagt: In den letzten 60 Jahren hat sich die Fläche, die wir in Deutschland für Siedlung und Verkehr verbrauchen, mehr als verdoppelt. Jedes Jahr nehmen wir uns mehr Land von der ohnehin schon knappen naturbelassenen Fläche in Deutschland. Im Jahr 2020 waren das ca. 58 Hektar Land, das sind 81 Fußballfelder - pro Tag.

40 Hektar davon wurden für Wohnungsbau, Industrie, Gewerbe und öffentliche Einrichtungen aufgewendet, 12 Hektar für Sport-, Freizeit- und Erholungsflächen und 6 Hektar für Verkehrsflächen.*

Natürlich ist in den letzten 60 Jahren auch die Bevölkerung in Deutschland stark angewachsen, doch das ist nicht der einzige Grund für die zusätzliche Flächennutzung. Beispielsweise nimmt auch die Fläche, auf der wir leben, immer weiter zu: von knapp 35 Quadratmetern pro Kopf im Jahr 1991 bis zu mittlerweile fast 48 Quadratmetern pro Person.**

Was ist das Problem an der übermäßigen Flächennutzung?

Versiegelung

Erde, sobald sie einmal unter einer Betondecke eingeschlossen ist, braucht Jahre, um sich davon zu regenerieren und wieder fruchtbar zu werden. Mikroorganismen und andere Lebewesen wie Insekten oder Regenwürmer sterben zu großen Teilen ab. Außerdem kann versiegelter Boden kein Wasser mehr aufnehmen - bei z.B. starkem Regen kann es dadurch vermehrt zu Überschwemmungen kommen, im Sommer verstärkt sich die Hitze über der Betonschicht, da keine Pflanzen wachsen, die über ihre Verdunstung die Umgebungstemperatur herunterkühlen können. Ein großer Anteil der Fläche, der "verbraucht" wird, wird versiegelt, wenn auch nicht alles (z.B. Sportplätze, Friedhöfe).

Artenvielfalt

Tiere verlieren Lebensraum, vor allem zusammenhängenden Lebensraum, und der ist wichtig für die Fortpflanzung und den genetischen Austausch. Selbst, wenn die Flächen nicht versiegelt werden, so verlieren sie für die Artenvielfalt an Attraktivität: Ein Golfplatz ist zwar nicht per se versiegelt, aber einen Ameisenhaufen oder Blühstreifen für Bienenvölker wird man dort auch nicht finden.

Landschaftsbild

Nicht vernachlässigbar ist natürlich auch das Landschaftsbild: Je mehr Fläche vom Menschen genutzt wird, desto kleiner werden grüne Landschaftsgebiete. Die sind in vielen Regionen aber zum Beispiel für den Tourismus unerlässlich, von der Naherholung der Bürgerinnen und Bürger ganz zu schweigen.

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Was sind die Ziele der Bundesregierung?

Laut der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie sollen bis 2030 nur noch 30 Hektar neue Fläche pro Tag für Siedlungen und Verkehr in Anspruch genommen werden. Zum Vergleich: von 1993 bis 2003 waren das durchschnittlich 120 Hektar pro Tag. Trotzdem ist dieses Ziel aus unserer Sicht längst nicht ausreichend: 30 Hektar pro Tag macht immer noch 10.950 Hektar pro Jahr - das sind mehr als 15.000 Fußballfelder, die als naturbelassene Fläche, z.B. als Wiese oder Wald verschwinden. Unter anderen der Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) und der Rat für Nachhaltige Entwicklung fordern ein Netto-Null-Ziel ein, also dass bis 2050 nur noch so viele neue Flächen beansprucht werden sollen, wie an anderer Stelle renaturiert werden.* Auch wir stehen hinter diesem Konzept.

Das ÖDP-Konzept

Wir müssen bei unserer Bodennutzung langfristig umdenken: sowohl in puncto Land- und Forstwirtschaft als auch als Produktionsstätte, Rohstofflager, Standort für Industrie und Gewerbe, Siedlungs- und Verkehrsfläche. Wir müssen den weiter wachsenden Bodenverbrauch dringend eingrenzen.

  • Als zentrales Instrument dabei sollen handelbare Flächenzertifikate eingeführt werden. Neue Baugebiete oder zusätzliche Verkehrsinfrastruktur sollen an den Rückbau von Altbebauung bzw. die Aufhebung von Bauflächenausweisungen gekoppelt werden. Wer dann neue Flächen überbaut, muss an anderer Stelle für Ausgleich sorgen.
  • Kommunen finanzieren sich zu großen Teilen oft aus Gewerbesteuer. Natürlich ist es dann finanziell in ihrem Sinne, wenn sie mehr Fläche zu großen Gewerbegebieten ausweisen. Wir sind deshalb dafür, die Gewerbesteuer ganz abzuschaffen - natürlich nicht ersatzlos, sondern durch eine andere geeignete Form der Kommunalfinanzierung, die im besten Fall mehr Anreize zum Boden- und Naturschutz bietet.
  • Ähnlich soll die Grundsteuer für bebaute und bebaubare Grundstücke in eine Bodensteuer umgewandelt werden: So sollen brachliegende Grundstücke innerhalb von Ortschaften für die Nutzung interessanter werden, während das Interesse daran, neue Wohn- und Gewerbegebiete am Ortsrand auszuweisen, gemindert werden soll.

Mehr dazu in unserem Bundesprogramm, z.B. auf S. 38.

 

https://www.umweltbundesamt.de/themen/boden-landwirtschaft/flaechensparen-boeden-landschaften-erhalten

** https://de.statista.com/statistik/daten/studie/36495/umfrage/wohnflaeche-je-einwohner-in-deutschland-von-1989-bis-2004/ 

*** https://www.bund-naturschutz.de/flaechenschutz

 

Autor/in:
Fenya Kirst
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