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Persönlicher Kommentar

Es darf keine Beleidigungsfreiheit geben

Unsere Gesellschaft kam mir Zeit meines Lebens als „bürgerlich“ im besten Sinne des Wortes vor: Menschen fühlen sich für das Gemeinwesen verantwortlich, diskutieren offen über Lösungen und achten sich – trotz tiefgreifender Meinungsunterschiede - gegenseitig in ihrer Würde.

Dieses Gefühl hat einen Knacks bekommen: Anscheinend kann die Ehre einer Politikerin in unserem Land nicht (mehr) geschützt werden. Kommt jetzt die Beleidigungsfreiheit als neue Spielart der Meinungsfreiheit? Es besteht zwar die Hoffnung, dass eine höhere Instanz die Herabwürdigung von Renate Künast doch noch sanktioniert und die nicht zitierbaren, unflätig-sexistischen Worte nicht länger als akzeptable Meinungsäußerung gelten werden. Aber schon das Urteil der ersten Instanz ist für mich ein fürchterliches Anzeichen von Verlust der Bürgerlichkeit.

Deshalb: Wir müssen uns nicht nur um Gesetze und Politik kümmern. Wir müssen - wo immer wir Einfluss haben - den persönlichen Anstand retten und dürfen gegenüber niemandem den Bruch von „bürgerlichem“ Verhalten dulden. Weder in der analogen noch in der digitalen Welt. 

Autor/in:
Bernhard G. Suttner
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