Page 24 - Landespolitisches Programm
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Landwirtschaft:
Ein Spannungsfeld von Ökologie und Ökonomie
Die ÖDP sieht, anders als die etablierten Parteien, in der Landwirtschaft das wichtigste produktive
Gewerbe überhaupt und im Boden die Quelle aller Güter und Werte. Sie setzt sich ein für eine boden-,
umwelt- und naturverträgliche Landwirtschaft, für ein möglichst breites Artenspektrum und für die
Erhaltung altbewährter Pflanzensorten und Tierrassen.
Die ÖDP hält es für unverantwortlich, dass der Energiebedarf unserer Gesellschaft zu Lasten von
Grundnahrungsmitteln befriedigt wird.
Die industriemäßige Agrarproduktion handelt nach rein ökonomischen Grundsätzen ohne Rücksicht auf
die Natur. Sie betreibt eine Verschwendung fossiler Energieträger und anderer nicht regenerierbarer
Ressourcen, was in diesem Umfang nur noch wenige Jahrzehnte andauern kann.
Viele ignorieren sowohl die vielfältigen Gefahren, die von unsachgemäßer, oft auch übermäßiger
Anwendung von synthetischen Düngemitteln, Bioziden und Antibiotika ausgehen, als auch die Risiken
des Einsatzes von gentechnisch veränderten Organismen (GVO).
Wir könnten mit weniger Rind, Schwein und Geflügel auskommen. Allerdings können wir nicht auf das
unscheinbarste aller Nutztiere, die Biene, verzichten. Sie ist für einen Großteil unserer Nahrung
zuständig.
Die ÖDP fordert:
Der bäuerliche Berufsstand und der ländliche Raum insgesamt sind aufzuwerten.
Agrarförderung soll verstärkt der bäuerlichen, ökologischen Landwirtschaft, insbesondere den Klein-
und Mittelbetrieben, zu Gute kommen. Weiterentwicklung der Förderprogramme FAKT
(Förderprogramm Agrarumwelt, Klimaschutz und Tierwohl) und LPR (Landschaftspflegerichtlinie).
Ökologische Fruchtfolgesysteme sollen wiederhergestellt werden.
Saat- und Pflanzgut, Ernteerzeugnisse, Futter- und Lebensmittel müssen absolut frei sein von
gentechnischen Veränderungen.
Eine kostenlose Öko-Beratung für die Verbraucher, kostenlose Schadstoffkontrollen ihrer Produkte
für die Landwirte.
Der Einsatz von Bioziden im Pflanzenbau und von Antibiotika in der Tierhaltung ist auf ein Minimum,
zum Beispiel auf Notfälle, zu beschränken.
Der Bienen- und Insektenschutz in seinen vielfältigen Aspekten ist zu stärken, unter anderem durch
o Verringerung und Ersatz von synthetischen Beiz-, Spritz- und Düngemittel,
o Schutz von Biotopen wie Ackerrändern und Kleingehölzen,
o Förderung des Anbaus von allgemein verträglichen Wildkräutern und Blühmischungen.
Eine ökologisch ausgerichtete praxisorientierte Agrarforschung ist zu intensivieren, insbesondere
auch im Blick auf standortangepasste Kulturpflanzen.
Landwirtschaft und Naturschutz gehören in ein gemeinsames Ministerium, da es viele
Überschneidungen und Synergien zwischen Landnutzung und Naturschutz gibt.
Ausbau des Grundwasser- und Bodenschutzes, insbesondere mit dem Ziel eines
o Verbots von Agrartechniken, die zu irreversiblen Bodenschädigungen führen
o Verbots von nicht artgerechter, Umwelt und Mensch schädigender Massentierhaltung
o sofortigen und vollständigen Verbots des Einsatzes von Glyphosat enthaltenden Herbiziden
(„Round-up“).
Die ÖDP unterstützt die bestehenden Projekte:
Sicherung der Existenz bäuerlicher, insbesondere ökologisch bewirtschafteter Familienbetriebe, eine
Unterstützung bei der Hofübergabe und –übernahme.
Förderung von Schulbauernhöfen im Rahmen des Projekts „Lernort Bauernhof“.
Landespolitisches Programm der ÖDP Baden-Württemberg Seite 24